
Eine deutsch-französische Kooperation
Vor 180 Jahren hoben Ludwig Sander und Gaspard Dollfus die Sander’sche
Maschinenfabrik aus der Taufe – der Beginn von MAN in Augsburg.
Der Start war
holprig. Aufgrund seiner französischen Staatsbürgerschaft versagten die
bayerischen Behörden Gaspard Dollfus die Konzession für eine Maschinenfabrik
auf Augsburger Boden. Der Tabakfabrikant Ludwig Sander, seit 1812 in Augsburg
ansässig, sprang seinem Partner zur Seite und erwirkte die Konzession zunächst
nur für sich, wenig später erhielt auch Dollfus die Genehmigung. Gemeinsam
gründeten sie am 13. November 1840 die Sander’sche Maschinenfabrik auf dem
Gelände am Stadtbach, wo auch heute noch die Werkshallen von MAN stehen.
Ein ausgeprägter Sinn fürs Geschäft
Um diese Zeit
entwickelte sich Augsburg zu einem Zentrum der Textilindustrie. Mechanische
Spinnereien und Webereien produzierten Stoffe in industriellem Maßstab und die
Nachfrage nach Reparaturen, Ersatzbeschaffungen, aber auch Neuinvestitionen war
immens. Diese Marktlücke hatten der Multi-Unternehmer Ludwig Sander und der
Techniker Gaspard Dollfus im Auge. Vor allem Sander hatte einen ausgeprägten
Sinn fürs Geschäft. Er war
bereits an mehreren der neuen Spinnereien und
Webereien beteiligt und wusste, dass Spinnmaschinen und Webstühle verschleißen
und Dampfmaschinen den Geist aufgeben. Diesen Bedarf wollte er mit seiner neuen
Unternehmung standortnah decken. Die beiden Partner ließen sich durch die zu
Beginn sehr bescheidene Grundausstattung ihrer Fabrik nicht bremsen. Lediglich
vier Drehbänke, eine Bohrmaschine, ein Kupolofen und vier Ventilatoren bildeten
das Inventar, doch es reichte, um sich als aufstrebender Zulieferer für die
Textilindustrie zu etablieren. Der technisch versierte Dollfus brachte bereits
Erfahrung aus einem Konkurrenzbetrieb mit, Ludwig Sander war in der Augsburger
Wirtschaftsszene bestens vernetzt.
Ludwig Sander wagte es mehr als einmal, Neuland zu betreten. Er hatte ein Gespür für neue Technologien und war ein Wegbereiter für bahnbrechende Innovationen, die für Aufschwung und Wachstumsimpulse sorgten.
In nur vier Jahren machten die beiden die
Sander’sche Maschinenfabrik zu einer festen Größe in Augsburg und produzierten
Dampfmaschinen, Wasserräder, Turbinen, Getriebe, Walz- und Hammerwerke,
Dampfkessel und Druckmaschinen. Doch 1844 kam es zum Bruch: Gaspard Dollfus
verließ das Unternehmen und Ludwig Sander übergab die Leitung seiner Firma an
Carl Buz und Carl August Reichenbach, die daraus die Reichenbach’sche
Maschinenfabrik machten. 1857 wurde daraus die Maschinenfabrik Augsburg, wo
Rudolf Diesel Jahre später seinen wegweisenden neuen Motor entwickelte und
baute.

Ludwig Sander
ca.1835
Kontinuität im Wandel
Auch nach 180 Jahren atmet die heutige MAN noch ein wenig
den Geist ihrer Gründerväter, meint Jana Lösch, die Leiterin des Historischen
Archivs: „Ludwig Sander wagte es mehr als einmal, Neuland zu betreten. Er hatte
ein Gespür für neue Technologien und war ein Wegbereiter für bahnbrechende
Innovationen, die für Aufschwung und Wachstumsimpulse sorgten.“ Die Sander’sche
Maschinenfabrik ist der Grundstein von MAN in Augsburg – inklusive aller
Entwicklungen und Veränderungen, die die Firma seither durchlaufen hat. In
diesem Wandel liegt die eigentliche Kontinuität unseres Unternehmens.