Gaskraftwerke können die erneuerbaren Energien unterstützen. Dennoch stocken die Investitionen in diese Art der Energieerzeugung seit einigen Jahren. Was sind die Gründe und wie wird sich der Markt entwickeln?
'Dunkelflaute‘ ist eine schöne deutsche Wortschöpfung, die kurz und prägnant die Defizite der erneuerbaren Energien beschreibt. Woher kommt der Strom, wenn die Sonne nicht scheint und der Wind nicht weht? Zum Beispiel von Gaskraftwerken, sagt Martin Höhler (Leiter Region Europe Power): „Diese Kraftwerke haben schnelle Reaktionszeiten und können innerhalb kürzester Zeit hochgefahren werden, wenn Bedarf besteht. Genauso schnell sind sie auch wieder heruntergefahren, wenn die Erneuerbaren genügend Energie liefern.“ Klingt gut, doch warum sind Gaskraftwerke dann so dünn gesät in Deutschland? Ein Grund ist die immer noch große Verunsicherung in der Branche, ob es sinnvoll ist, weiter auf den Energieträger Erdgas zu setzen. Zum anderen fehlte bislang eine Kraftwerksstrategie der Bundesregierung, die den Betreibern Investitionssicherheit gibt. Die liegt in ihren Grundzügen nun vor. Dafür ist es auch höchste Zeit, wenn bis 2030 der endgültige Ausstieg aus der Kohleverstromung erfolgen soll.
Insgesamt sieben Motoren des Typs MAN 20V35/44G TS mit einer elektrischen Leistung vonje 12,6 MW sind im Kraftwerk Chemnitz-Nord in Betrieb
KWK-Anlagen als Referenz für Reservekraftwerke
Die Vorteile von Gaskraftwerken liegen auf der Hand: Sie sind emissionsarm und flexibel im Betrieb. Motoren haben zudem im Vergleich zu Turbinen einen höheren Wirkungsgrad. Bis zum Jahr 2019 erlebte MAN Energy Solutions daher auch so etwas wie eine Auftragsschwemme für Gaskraftwerke in Deutschland. Bei den Projekten in Schwäbisch Hall, Jena, Chemnitz und Frankfurt an der Oder handelt es sich zwar um Anlagen zur Kraft-Wärme-Kopplung, dennoch ist Martin Höhler überzeugt, dass sie auch für die jetzt benötigten Reservekraftwerke als Referenz dienen können: „Wir haben aus diesen Projekten viele Erfahrungen mitgenommen, die wir in neue Aufträge einfließen lassen können. Diese Kraftwerke sind qualitativ und technisch auf einem sehr hohen Niveau und zeigen, wozu wir in der Lage sind. Wir haben von Kunden, die die Anlagen besucht haben, durchweg positives Feedback erhalten.“
100 Prozent Wasserstoff geplant
Eine wichtige Voraussetzung für die Zulassung neuer Gaskraftwerke ist der perspektivische mit Wasserstoff anstelle von Erdgas. Auch für diese Anforderung ist MAN Energy Solutions gerüstet, so Höhler: „Unsere Motoren laufen heute schon mit einer Wasserstoffbeimischung von 25 Prozent. Diesen Anteil wollen wir kontinuierlich steigern. Wir arbeiten an H2-Zertifizierungen, damit unsere Kunden auch heute schon eine zukunftsfeste Investition tätigen können.“
Gute Chancen für MAN Energy Solutions
Noch sind in der Kraftwerksstrategie längst nicht alle Rahmenbedingungen für Betreiber und Investoren festgelegt, was es schwierig macht, einen Business Case zu berechnen. Reservekraftwerke laufen ja nicht durchgehend, sondern springen nur im Falle einer ‚Dunkelflaute‘ ein. Das heißt, während der Stillstandszeiten verdient der Betreiber kein Geld. Trotzdem ist sich Martin Höhler sicher, dass Gaskraftwerke als Partner der erneuerbaren Energien an Bedeutung gewinnen werden: „Der Ausstieg aus der fossilen Energieerzeugung steht fest, ebenso der verstärkte Ausbau der Erneuerbaren. Das erhöht unsere Chancen, unsere Marktanteile bei Gaskraftwerken in Zukunft weiter auszubauen. Deshalb verfolgen wir schon heute die Ausschreibungen und bereiten uns mit unseren Technologien und Lösungen darauf vor.“
Gaskraftwerke haben schnelle Reaktionszeiten und können innerhalb kürzester Zeit hochgefahren werden, wenn Bedarf besteht. Genauso schnell sind sie auch wieder heruntergefahren, wenn die Erneuerbaren genügend Energie liefern.
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